Artikel SN vom 30. November 2019

von Karl Hotz:

 

In der Schweiz hat es zu wenig und zu wenig konstanten Wind, Windenergie ist zu teuer und hoch subventioniert, Windräder verschandeln die Landschaft und schaden Mensch und Tier. So knapp lässt sich ein rund anderthalbstündiger Vortrag zusammenfassen, den Martin ­Maletinsky (Vorstandsmitglied von Freie Landschaft Schweiz) am Donnerstagabend vor rund 20 Zuhörern hielt. Diese Feststellungen untermalte Maletinsky, der einst die Kantonsschule Schaffhausen absolvierte, mit einer Fülle von Daten. Dass er dabei auch eingestand, dass ­einige Thesen – etwa jene von der Schädlichkeit von Infraschall (ganz tiefe, nicht hörbare Schallwellen) – wissenschaftlich umstritten sind, verlieh seinen Ausführungen nur mehr Glaubwürdigkeit.

 

Daten, Daten und nochmals Daten

 

Untermalt durch rund 70 Folien reihte ­Maletinsky Details an Details, die zwar ein ­gutes Gesamtbild vermittelten, in ihrer Fülle und teilweisen Redundanz des Guten manchmal fast zu viel waren. Die Energiestrategie, die für 2050 mit 4000 Gigawattstunden Windstrom rechnet, sei – so Maletinsky – viel zu ­optimistisch. Erstens würden die Windstärken in dieser Planung zu hoch eingesetzt. Zum andern sei der politische Widerstand enorm, wie Volks- und parlamentarische Entscheide zeigten. Seit 2016 sei darum keine einzige Windkraftanlage neu in Betrieb genommen worden. Rasche Realisierungschancen habe nur eine Anlage auf dem Gotthard.

 

Angesichts aller Fakten ist die Nutzung der Windkraft in der Schweiz ein Verhältnisblödsinn.

Martin Maletinsky , Vorstandsmitglied von Freie Landschaft Schweiz

 

Sehr breiten Raum nahmen natürlich Bilder und Visualisierungen ein, welche die Auswirkungen von Windanlagen auf oft bisher fast unberührte Landschaften zeigen – unter ­anderem auch im Chroobach bei Hemishofen. Auch Bilder von Vögeln, die von Windrädern erschlagen wurden, durften nicht fehlen. Aber auch die Auswirkungen der riesigen Bodenplatten aus Beton, die ein Windrad braucht, und der Zufahrtstrassen seien enorm schädlich. Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wirke sich zudem negativ auf die Immobilienpreise aus. Zudem sei die Lärmbelastung für Anwohner sehr hoch, wie Klagen an jenen Orten zeigten, an denen in der Schweiz Windturbinen in Betrieb seien.

 

Teure Produktionsweise

 

Und schliesslich seien, so Maletinsky, Windkraftanlagen unwirtschaftlich. Die Erträge der meisten realisierten Anlagen – mit drei Ausnahmen im Wallis – erreichten die prognostizierten Werte nie, unter anderem im ersten Betriebsjahr auch die Anlage Verenafohren knapp jenseits der Schaffhauser Grenze. Mit 23 Rappen pro Kilowattstunde würden ­darum neue Anlagen subventioniert – bei einem momentanen Marktpreis von 5 Rappen pro KWh! Die neue, nach der Abstimmung über die Energiestrategie 2050 nach unten korrigierte Windkarte zeige denn auch deutlich, dass das Potenzial in der Schweiz fast ­inexistent sei. Mit einer erwartbaren durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5 ­Metern pro Sekunde sei eine rentable Stromproduktion auch schlicht nicht möglich. Um die Höchstleistung zu erreichen seien 10 ­Meter pro Sekunde nötig. Kosten für die Speicherung seien zudem dabei noch gar nicht eingerechnet wie auch die Aufwendungen für die Demontage nach 25 Jahren Betriebszeit. «Die Windkraft steht im Gegenwind», so das Fazit Maletinskys.Die nachfolgende Möglichkeit zur Diskussion wurde rege benutzt, wobei nur gerade ein Einziger erklärte, er sei allen Einwänden ­Maletinskys zum Trotz für Windanlagen, weil wir sämtliche Möglichkeiten nutzen müssten. Sonst drehten sich die Ausführungen im Saal vor allem um die Frage, welche anderen Möglichkeiten zur CO2-freien Energieproduktion denn sonst offen stünden.

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